Ein federleichtes Stück über ein gewichtiges Thema für ein Publikum ab 8 Jahren.
Vollfett & Fliegengewicht
Der Körper und sein Gewicht stehen im Zentrum dieser Tanzproduktion. Wer springt hoch? Wer kann fliegen? Wer fällt schneller und wer weicher? Werde ich beim Tanzen leichter? Warum bin ich dick und du nicht? Wie schwer ist „dünn“ und wie leicht ist „fett“? Bin ich dick oder fühle ich mich nur so? Was bringt uns dazu, uns so dick oder dünn zu fühlen? Wie prägen uns Bilder, Vorbilder, Körperbilder und was lösen sie in uns aus? „Vollfett & Fliegengewicht“ macht den Körper und sein Gewicht zum Thema und kratzt und kitzelt damit am gängigen Schönheitsideal.
Motivation / Rückblende – Choreografin Brigitte Schrepfer
Es war mir ein Anliegen eine Produktion zu erarbeiten, die ein aktuelles gesellschaftliches Thema aufnimmt und inspirierend durch Tanztheater umzusetzen. Das Thema Körper/Köpergewicht welches mich seit längerem beschäftigte, war mehr und mehr in der Gesellschaft präsent und im letzten halben Jahr fast täglich in den Medien vertreten. Das Stück ist konzipiert für junges Publikum, wird aber nach vielen Gastspielerfahrungen von Erwachsenen genauso estimiert. Dies hängt neben dem Thema (für viele ist es ein lebenslanges), sicher auch mit der dichten, szenenhaften Art der Inszenierung zusammen. Verena Hoehne schreibt in der Aargauer Zeitung: Tanzbares Körpergefühl „Schrepfers Choreografie besticht in ihrer Einfachheit, ihrer Musikalität, ihrem Ideenreichrum und vor allem in den lustvoll präsentierten Leistungen der vier Tänzerinnen: Simone Grindel, Doriane Locatelli, Rebecca Weingartner, Tanja Büchel. (…) Diese Vorstellung in Koproduktion mit Blickfelder tanzt aus der Reihe / Tanzhaus Zürich / Theater Tuchlaube Aarau ist nicht nur für junge Zuschauer ein Genuss!“
Die Publikums-, wie auch die Veranstalterstimmen, sind überaus positiv und es wird immer wieder hervorgehoben wie kreativ und unmoralisch das Thema inszeniert wurde. Dies war mir ein zentrales Anliegen. Denn natürlich kann ich den Kids sagen: „ ganz dick und ganz dünn sein ist ungesund und verkürzt die Lebenszeit“ nur denke ich nicht, dass ich damit einen Beitrag dazu leiste, ihre Neugier zu wecken sich selbst wahrzunehmen und in Bewegung zu kommen. Ihnen aber zu zeigen, dass wir unterschiedlich sind, auch wenn wir alle zwei Beine, zwei Arme, einen Kopf und einen Rumpf haben, dass wir uns unterschiedliche bewegen, dass es eine äussere Wahrnehmung gibt, aber auch eine Innere – und, dass die Innere ganz wichtig ist für die persönliche Anerkennung des eigenen Körpers. Wir können Schablonen von uns zeichnen, aber wir sollten uns nicht in Schablonen pressen lassen. Wir sind unser ganzes Leben mit diesem Körper verbunden. Wir haben nur Diesen! Wir können ihn durch unser Verhalten verändern, aber wir können ihn nicht umtauschen! Also tanzt, nehmt wahr und geniesst. Denn für mich ist jeder tanzende Körper schön!
Mitwirkende
Idee/ Inszenierung/ Choreographie | Brigitta Schrepfer |
Musikkomposition | Markus Schönholzer |
Tanz | Simone Grindel, Doriane Locatelli, Rebecca Weingartner, Tanja Büchel |
Dramaturgische Begleitung | Norina Nobashari |
Bühne | Barbara Rusterholz |
Kostüme | Caroline Benz |
Lichtdesign/ Technik | Stefan Marti |
Produktionsleitung | Denise Willi kultur&co. |
Grafik | Tobias Peier |
Dauer | 60 Minuten |
Bühnengrösse | Minimal 6,5 tief/ 7,5 breit. Mit ansteigender Tribüne oder genügend hoher Bühne, damit das Publikum auf den Boden der Bühne sieht. |
Videodokumentation | Tatjana Steinbichl |
Fotos | Bernhard Fuchs, Christian Glaus |
Feedback
Die Zusammenarbeit mit Brigitta Schrepfer ist von erfrischen geerdeter Natur. Trotz fantasievollem Abheben und hohen Ansprüchen folgt der künstlerische Prozess einer gemeinsam definierten Flugbahn und ist stehts um eine gute Landung nahe beim anvisierten Zielpublikum bemüht. Das macht die Kooperation mit ihr und ihren Ideen so zauberhaft und doch konkret. Da weiss man als Musiker welche Farben zur Verfügung stehen, welche Stimmungen gefragt sind und wo die musikalische Geschichte beginnt und endet. Trotz dieser guten Bodenhaftung ist aber keine diktatorische Führung zu spüren, sondern eher ein leuchtturmhaftes Leiten, welches der Truppe den Weg weist. Und gerade dieses klare Abstecken des konzeptionellen Spielfeldes, diese dauernde Suche nach Inhalt, ermöglicht in der eigentlichen musikalischen Umsetzung eine umso grössere Freiheit. So konnte ich bei „Vollfett und Fliegengewicht“ stimmlich wilde Kreise ziehen und neuen Klangraum erobern ohne aus dem Rahmen zu fallen — und hatte dabei immer das Gefühl in einer gemeinsamen Sprache einem gemeinsamen Ziel näher zu kommen. Eine äusserst befriedigende und befreiende Arbeit.
Komponist/Musiker Markus Schönholzer
Medien und Zuschauerstimmen
Mit gewichtiger Leichtigkeit aus der Reihe tanzen
Mit gewichtiger Leichtigkeit aus der Reihe tanzen „Was sind die Vorteile, wenn man dick ist? Fühlst du dich wohl in deinem Körper?“ Fragen rund ums Körperverständnis haben Brigitta Schrepfer, Tänzerin und Choreografin, beschäftigt. In ihrer Recherche hat sie verschiedene Schulklassen befragt. Magersüchtige Models und übergewichtige Kinder sind schon länger von medialem Interesse. „Ich wollte herausfinden, wie relevant das Thema für die Kinder selber ist, und dann einen lustvollen Umgang damit finden“ erklärt Schrepfer. Eine Auswahl der „Problemzonen“ hat sie ins Studio genommen und mit vier Tänzerinnen bearbeitet. Die Figuren sind aus Assoziationen, Bildern und körperlichen Befindlichkeiten entstanden. Mit unterschiedlichen Körpern, Zahlen und Texten werden fragmentarisch mögliche Antworten auf die gewichtigen Fragen gegeben. „Es ist immer Tanz, mit dem wir verschiedene Facetten aus dem Themenbereich zeigen“ betont Schrepfer, die bereits „Girls Games“ im Rahmen von Blickfelder uraufgeführt und bis heute in drei Ländern erfolgreich gespielt hat. „Vollfett & Fliegengewicht“ wird auch als Workshop für Schulklassen angeboten. „Dabei geht es nicht nur um die Sensibilisierung fürs Thema, sondern auch um die Vermittlung von Tanz als eine Kunstform wie Malen und Musik. Der technische Aspekt ist mir dabei sehr wichtig, weil er die Wahrnehmung einer Tanzproduktion schult“. Die Erfahrung mit „Girls Games“ hat Schrepfer gezeigt, dass die Kinder einen einfacheren Zugang zum Stück finden, wenn sie vorher am eigenen Körper erfahren haben, was es heisst, Bewegungsabläufe zu lernen und memorieren. Zwei Tänzerinnen von Somafon leiten jeweils eine Schulklasse durch Improvisationen zum Thema und bringen den Kindern einen kurzen Ablauf aus dem Stück bei. „Diese Schülerinnen und Schüler stellen in den offenen Gesprächsrunden mit den Tänzerinnen viel differenziertere Fragen als jene, die keinen Workshop besucht haben“ stellt Schrepfer fest. Alle ab 8 Jahren dürfen sich auf ein spielerisch-leichtes Stück freuen und staunen, wie verschiedene Körper sich durch Tanz gewichtig verändern können.
(Vorschau im Surprise, von Andrea Frei)
Technik