Interkantonale Musikfestwochen Luzern – Mythos:Orpheus & Euridike

Ciel d’orphée rendu à la terre


 

Der Tanz möchte das Auge und die Seele des Publikums erreichen, ähnlich wie die Musik das Ohr und die Seele; wie die Sprache das Ohr und den Intellekt. In der tänzerischen Umsetzung sind keine bestimmte Figuren vorhanden, die die Geschichte verkörpern. Die Tänzerinnen verstehen sich vielmehr als Metaphern. Sie geben sich der Dynamik, dem Unterton einzelner Situationen und Ereignisse, des Mythos hin. Sie lassen Stimmungen, die sich aus dem Text und der Musik ergeben, sichtbar werden. Sie wollen das Auge herausfordern, sich mit dem Ohr zu verbünden – aus beiden Eindrücken ein Gesamtes entstehen zu lassen und sich dem hingeben, was sich zwischen Auge und Ohr entwickelt.Brigitta Schrepfer

Impressionen

Fotos von Bernhard Fuchs 

PREMIERE: 7. SEPTEMBER 1999
im neuen KONGRESSZENTRUM, LUZERN, SCHWEIZ innerhalb der INTERNATIONALEN MUSIKFESTWOCHEN

Mitwirkende

Text Roger Favre
Musik Pierre Favre
Choreographie Brigitta Schrepfer
Licht Cedric Pipooz
Kostüme Catharina Strebel
Schneiderin Esther Gabriel
Übersetzung Barbara Erni
SprecherIn Sandra Werner, Erich Hufschmid
Tanz Brigitta Schrepfer ’s SOMAFON Sarah Albisser, Edith Ammann Schnieper, Christina Binder, Emmanuelle Epstein, Michelle Stahel, Brigitta Schrepfer
Orchester Pierre Favre European Chamber Ensemble
Roberto Ottaviano, Saxes, Clarinette
Shenai Michel Godard, Tuba, Serpent
Karel Boeschoten, Geige
Marius Ungureans, Geige alt
Vincent Courtois, Violoncello
Pierre Francois Massy, Contrabass
Phillipp Schaufelberger, Gitarre
Markus Lauterburg, Percussion
Benjamin Brodbeck, Percussion
Lucas Niggli, Percussion
Pierre Favre, Percussion

Hintergrund

Pierre Favre war eingeladen von den Luzerner Musikfestwochen zum Thema Mythen.

Er wählte für seine Musikkomposition den Mythos «Orpheus und Eurydike» und wählte dazu Brigitta Schrepfer um die Choreographie für das Werk Ciel d’orphée rendu à la terre zu erarbeiten. Er hat sie ausgewählt, mit der Begründung: «Man glaubt ihren Tanz hören zu können.»
«Mich interessierte es vor allem mit den Energien, den Stimmungen zu arbeiten. Ich habe bewusst darauf verzichtet mit Männern und Frauen zu arbeiten. Ich wollte nur mit einem Geschlecht, in dem Falle waren es Frauen, um die Thematik sichtbar werden zu lassen. Es war mir ein Anliegen nicht zu illustrieren, sondern neue Bilder zu schaffen, zu diesem sehr bekannten und immer noch aktuellen Mythos der sich um das Vertrauen oder Misstrauen von Auge und Ohr dreht. Brigitta Schrepfer

Medienstimmen

Der vielgeteilte Orpheus
Das Spektrum reicht von elementaren Latin-Grooves über stilisierte chinesische Tempelmusiken bis zu einer geradezu höfisch kostümierten Trauermusik nach dem Tod Eurydikes. Andererseits bricht Favre solch mitunter naiv wirkenden Schönheit mit amorphen, rhythmisch gänzlich entfesselten und schrillen Klangdelirien: Wenn es auf der Bühne wie in einem Sägewerk kreischt und dröhnt, gibt es keinen Zweifel, dass das Zucken und Zappeln der sechs Tänzerinnen im Bühnenvordergrund dem Tod Eurydikes nach dem Biss der Schlange gilt.
Im Prinzip widersetzte sich der Tanz gerade solch eindeutiger Illustrierung. Schon die Besetzung des Tanzensembles mit ausschliesslich weiblichen Tänzern vermied eine vordergründig-platte Nacherzählung des Stoffes.
(Neue Luzerner Zeitung, Urs Mattenberger)