Unterschiedliche Konzeptdynamiken treffen aufeinander – Loose, Speedy und Either –
Kautsch
Dieses Stück dreht sich um drei Frauen, ein Sofa und die Frage, was passiert wenn drei unterschiedliche Lebenskonzepte aufeinander treffen. Frau LOOSE liebt das Sofa, Frau SPEEDY ist immer am Tun und Frau EITHER möchte immer das Andere. Sie sind herausgefordert, sich im Spannungsfeld zwischen individueller Lebensgestaltung zu bewegen und auszudrücken. Raum und Objekte sind dabei einer steten Suche der drei Figuren nach einer möglichen Form des Zusammenwirkens ausgesetzt. In der Auseinandersetzung mit dem Gegenüber wird ihr eigener Rhythmus noch klarer erlebt. «Kautsch» greift ein aktuelles Thema auf: Die Suche nach Individualität in der Gemeinschaft ohne eines der beiden aufzugeben. Das Stück erzählt vom menschlichen Bemühen, seinen eigenen Platz zu behaupten und dennoch nicht allein auf dem Sofa sitzen zu müssen. Ein tänzerisches Ausloten vom Knatsch zum Kautsch. Mit feiner Selbstironie und subtilem Humor.
Motivation / Entstehung
«Die spezifische Auseinandersetzung mit dem Stück, entstand aus der persönlichen Wahrnehmung der Ambivalenz im eigenen Geist und Körper. Diesem ‚Hin-und-Her-gerissen-Sein’ (geistig wie körperlich) zwischen Spannung (hier gleichgesetzt mit Aktivität) und Entspannung (hier gleichgesetzt mit Passivität) und der tagtäglich wiederkehrenden Entscheidung fürs Eine oder Andere. Oder wenn das Eine überhand nimmt, und es immer schwieriger wird ins Andere zu wechseln. Oder wenn ich das Eine ‚tu’ und mir dabei nichts mehr wünsche als das Andere zu tun, aber nicht weiss, wie dies anzugehen ist. Das Thema könnte auch als Solo umgesetzt werden. Da mich jedoch die Begegnung der drei Charaktere und die Konfrontation miteinander genauso interessiert wie die Umsetzung und Verkörperung ihres Grundcharakters, braucht es drei Tänzerinnen. Das Thema ist prädestiniert, um mit der Sprache des Tanzes umgesetzt zu werden. Denn es geht um Spannung und Entspannung, ein elementares Thema der Bewegung. Im Stück hier, wie in allen meinen Stücken, wird der tänzerische Ausdruck von einem seelischen Verhalten motiviert. Es interessiert mich, aus Beobachtungen des Alltags, die Erhöhungen und Übersetzungen für die Bühne zu suchen und den Charakteren eine eigene ‚Bewegungssprache’ zu geben.» Brigitta Schrepfer
Mitwirkende
Idee/ Inszenierung | Brigitta Schrepfer |
Choreographie | Brigitta Schrepfer in Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen |
Tanz | Judith Rohrbach, Fiona Hirzel, Brigitta Schrepfer |
Auge-von-aussen | Andrea Burkart |
Musik Komposition | Martin Neff, Shirley Anne Hofmann, Thierry Zaboitzeff |
Bühnenbild Idee | Brigitta Schrepfer |
Bühnenbild Realisation | Sceno, Anet Erismann, Flurina Trachsel |
Kostüme | Catharina Strebel, Brigitta Schrepfer |
Lichtdesign | Michael Omlin |
Technik | Philipp Oettli |
Dauer | ca. 60 Minuten |
Medienstimmen
Virtuoser Tanz um die «Kautsch»
Körperlich virtuos, eigen im Stil und inhaltlich höchst spannend. Schrepfer entwickelte eine tänzerische Körpersprache, die überall und unmittelbar verstanden wird. Ihr gelingt es zudem, wirkungsvoll Musik einzusetzen und mit einfachen wie raffiniert ausgeleuchteten Bühnenbildern eine dynamische Beziehung zu Körperbewegungen zu schaffen.
(Fridolin, Swantje Kammrerecker)
Eigenwilliger Synchrontanz
Die Namen: Loose, Speedy und Either verweisen auf ihre Eigenschaften. Schlaff, rastlos und anspruchsvoll agierten die Tanzenden, wobei die Positionen nicht stur eingehalten wurden. Sie versuchten zu imponieren, prallten gegeneinander, bleiben aneinander hängen oder sprangen sich förmlich an, bis daraus gar eine Umarmung entstand.
(Neue Zuger Zeitung, Christoph Cramer)
Knatsch um Kautsch
Die Rezensentin kam am Mittwoch zu spät und verpasste die ersten 20 Minuten vom Vergnügen: ein Jammer. „Kautsch“ ist gut, und von einer guten Sache kann man ja bekanntlich nie genug kriegen.
Solche Explosion der Kulissen setzten den stärksten Entspannungsakzent in einer Choreographie, die gekonnt und in kluger dramaturgischer Reihung mit Spannungsbögen arbeitet. Lachen kommt und vergeht, doch getragen ist Schrepfers Kautsch-Geschichte stets von subtilem tänzerischem Humor.
Und nachdem also die Lichtzelle explodierte, steuert der Abend auf seinen virtuosen tänzerischen Höhepunkt zu: ein Pas de trois ohne Sichtkontakt. Mit Trennwänden haben sich die drei Knatschliesen voneinander abgegrenzt und vollführen nun eine geniale Körperpercussion, unterbrochen von Ausbruchs- und Kommunikationsversuchen. Der raffinierte Wechsel von Simultanität und Abweichung in dieser Szene bereiten reinstes Sehvergnügen.
(St. Galler Tagblatt 2001, Christine Zimmermann)